Hallo, ich bin Barney, ein 4 Jahre alter Mini Australian Shepherd. Ich darf dieses Jahr erzählen, was alles im Tierheim passiert ist.
Aber zunächst zu mir: Ja ich bin ein echt hübscher Hund und das ist leider immer noch das Kriterium, wonach viele Menschen ihre Tiere aussuchen. Dabei wäre es so wichtig, dass man nach dem Wesen und den Bedürfnissen aussucht, damit ein Tier auch wirklich in das Leben eines Menschen passt. Sonst landen immer wieder Tiere, wie auch ich, im Tierheim, weil wir uns dann leider anders entwickeln als man es gerne hätte. Eben weil man uns nicht gerecht werden kann.
Es war sehr schwer einen neuen Menschen für mich zu finden, da ich mittlerweile meine, dass alle Menschen blöd sind und ich diese lieber beiße, anstatt sie kennenzulernen. Zum Glück war dann unter all den vielen Interessenten, die zu mir kamen einer dabei, den ich doch mochte. Zur Zeit bin ich dort zum Probewohnen und ich denke, ich benehme mich schon so gut, dass ich bleiben darf. Auch wenn mein neues Herrchen noch ganz viel mit mir arbeiten muss.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema:
Ein Wort dominierte seit dem Frühjahr die Welt: CORONA. Uff, da hat sich einiges geändert. Zum Schutz der Allgemeinheit wurde das Tierheim geschlossen und alle ehrenamtlichen Arbeiten ausgesetzt. Zuerst war die Angst groß, dass die Vermittlungen von uns Tieren dann schlechter laufen und auch die so wichtigen Spenden ausbleiben.
Aber dank einem großen Bericht über das Tierheim in der Wetzlarer Neuen Zeitung und einem Beitrag in der Hessenschau wurden ganz viele Menschen auf uns aufmerksam und wir bekamen viele Sach-, Futter- und Geldspenden. Hierfür möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bedanken.
Und auch die Vermittlungen der Fellnasen liefen weiterhin super. Natürlich haben die Menschen vom Tierheimteam darauf geachtet, dass wir Tiere keine „ Corona- Langeweile- Anschaffungen„ waren. Die schauen schon ganz genau, wo wir zukünftig wohnen werden.
Schade war, dass alle unsere Tierheimfeste ausfallen mussten, denn die Termine standen fest und es wurde schon ordentlich geplant und organisiert.
Und auch in diesem Jahr hatten wir wieder einige sehr traurige tierische Schicksale.
Da war zum Beispiel Jack, ein wunderschöner Perserkater. Zumindest war er das bestimmt mal. Als er nach längerem Beobachten endlich zu uns ins Tierheim gebracht wurde, war er in einem katastrophalen Zustand. Ein Auge war ausgelaufen, er war abgemagert und sein Fell komplett verfilzt. Die Mitarbeiter vom Tierheim haben ihn sofort in die Klinik gebracht, wo er operiert wurde. Zuerst sah es so aus, als ob er alles gut überstanden hätte und auf dem Weg der Besserung ist. Aber dann schlug das Schicksal gnadenlos zu. Durch die vielen Strapazen ist das Katzenaids bei ihm ausgebrochen und es ging ihm so schlecht, dass er erlöst werden musste.
Dass Kleintiere wie Kaninchen immernoch unüberlegt angeschafft und dann nicht artgerecht gehalten und versorgt werden, zeigte ein Einsatz vom Veterinäramt. Zusammen mit unseren Mitarbeitern haben sie 3 Kaninchen aus einem Haushalt geholt. Man kann den Zustand der armen Tiere fast nicht mit Worten beschreiben. Ein Kaninchen hatte einen Abszess im Gesicht, der sich quer durch den Schädel gefressen hat. Ein anderes war hinten gelähmt. Beide waren abgemagert bis auf die Knochen und ihre Hinterteile komplett mit Kot verklebt. Trotz sofortiger Fahrt zum Tierarzt konnte den beiden nicht mehr geholfen werden und sie mussten erlöst werden. Dem dritten Kaninchen ging es soweit gut und es konnte in ein tolles artgerechtes neues Zuhause ziehen.
Bei den Hunden sah es auch nicht besser aus. Venus, Lotte und Primos kamen auch zusammen über das Veterinäramt ins Tierheim. Primos, ein älterer Chihuahua, war stark übergewichtig, hatte ein Herzgeräusch und ganz schlechte Zähne. Lotte, eine mittelgroße Mischlingshündin, hatte bis auf ihre schlechten Zähne zum Glück keine weiteren gesundheitlichen Probleme. Venus, eine Hirtenhündin, war in einem so schlechten Zustand, dass auch sie erlöst werden musste. Sie hatte Knochenkrebs, der sich durch den ganzen Körper gefressen hat, bösartige Tumore an der Milchleiste und sie konnte gar nicht mehr laufen. Sie hat bestimmt schlimme Schmerzen gehabt.
Wir fragen uns, wann die Menschen endlich lernen, dass wir Lebewesen sind, die Gefühle und Bedürfnisse haben und Schmerzen empfinden. Warum müssen jedes Jahr erneut so viele Tiere leiden?
Ein weiteres Thema, dass uns jedes Jahr bewegt sind die vielen verwilderten Hauskatzen, die nicht kastriert sind und sich unbändig vermehren. Findet man die Babys nicht früh genug, verwildern auch diese wieder und das Leid beginnt wieder von vorne. Viele von ihnen haben Verletzungen, Krankheiten und Hunger. Jedes Jahr werden verwilderte Katzen auf Kosten des Tierschutzvereins kastriert und doch werden es nicht weniger. Wann hören die Menschen auf, ihre Katzen einfach auszusetzen? Und wann kommt die Erkenntnis, dass Katzen kastriert werden müssen? Wir würden uns so sehr eine Kastrationspflicht für Katzen wünschen, aber es ist leider niemand hier bereit eine entsprechende Verordnung zu erlassen.
Neben den vielen nicht so schönen Ereignissen, muss ich aber auch noch etwas tolles berichten.
Viele von euch kennen ja noch Molly, die altdeutsche Hütehündin im fortgeschrittenen Alter, die fast 2 Jahre hier im Tierheim war. In der ganzen Zeit hat sich nie ein Mensch für sie interessiert. Weil sie bei uns nicht gesehen wurde, haben die Menschen vom Tierheimteam beschlossen, dass sie auf eine Pflegestelle umzieht, wo ganz viel mit ihr gearbeitet werden kann. Die Molly war nämlich genau wie ich. Gleiche Mentalität: alle Menschen sind doof, die muss man beißen. Aber sie hat dort sehr viel gelernt und es hat gar nicht lange gedauert, da kamen schon „ihre“ Menschen und sie hat nun ihr Traumzuhause.
Wie ihr seht, liegen Freud und Leid oft ganz nah beieinander. Manchmal ist das Leid kaum zu ertragen, aber das Team vom Tierheim rappelt sich immer wieder auf, um weiter helfen zu können.
Und wenn wir gerade beim Thema „Helfen“ sind: Das Tierheim finanziert sich zu einem großen Teil aus Spenden und da brauchen wir eure Hilfe, um den Tieren weiter helfen zun können. Wir freuen uns über jeden Euro, denn beispielsweise die tierärztliche Versorgung von uns Fellnasen ist oft sehr teuer.
Und auch im Tierheim selbst gibt es noch einige Baustellen, die dringend in Angriff genommen werden müssen.
Jetzt wünschen ich und das gesamte Team vom Tierschutzverein Wetzlar euch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2021.
Und vor allen Dingen: Bleibt alle gesund!!!
Euer Barney aus seinem (Probe) Fürimmerzuhause